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Interview mit Marathonmann (09.12.2013)
Die Münchener Postcore'ler MARATHONMANN sind einer der interessantesten Newcomer des Jahres und so war schnell nach dem Release des Debütalbums "Holzschwert" auch ein Interview mit der Band geplant. Doch wie das manchmal so in den weiten des Internets ist, ging der Fragenkatalog irgendwie verloren und das Interview war in Vergessenheit geraten. Bis dem Interviewer irgendwann einfiel, dass da ja noch etwas offen war. Und so wurde der Promoter nochmal kontaktiert und schlussendlich schickte der singende Basser Michi dann doch noch die Antworten auf unsere Fragen.
Hallo, ich hoffe es geht gut. Euer Debütalbum "Holzschwert" ist jetzt seit gut vier Monaten draußen. Seid ihr zufrieden mit den Resonanzen, die ihr bisher bekommen habt? Wurden eure Erwartungen erfüllt oder gar übertroffen?
Unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Es ist einfach Wahnsinn, wie viele Emails wir bekommen von Leuten, die uns zur Platte gratulieren. Wir hätten mit all dem was passiert nicht gerechnet, darum ist es umso schöner dass es so ist!!! Sind überglücklich!!
Die Platte erschien bei Century Media, was ja eigentlich ein Metal-Label ist. Wie kam es dazu? Und hat es euch überrascht, dass ihr gerade dort gelandet seid?
Century hat sich eines Tages bei uns gemeldet und den Vorschlag gebracht, dass wir uns mal treffen und über eine mögliche Zusammenarbeit reden. Das haben wir dann auch gemacht und irgendwie war es sofort das Richtige. Klar sind wir die Exoten auf dem Label, aber das finden wir eher positiv. Die Zusammenarbeit ist echt total angenehm!! Wir sind der Meinung, dass man sich nicht festfahren sollte und da wir eh sehr verschiedene Sachen machen wie z.B. Support von PARKWAY DRIVE, dann wieder ITCHY POOPZKID und dann mal wieder CASPER usw. war das mit Century auf jeden Fall die richtige Entscheidung.
Die nächste Frage schimmerte in der vorherigen schon durch, nämlich die nach dem Stil, den ihr eigentlich spielt. Ich habe mich in meinem Review mit der Kategorisierung ein bisschen schwer getan, habe von "deutscher Rock, der kein Deutschrock ist" gesprochen und sehe euch letztlich irgendwo in der Schnittmenge aus Punk, Screamo und Hardcore. Passt das aus eurer Sicht? Und wie beschreibt ihr es selber?
Deine Erläuterung ist eigentlich komplett richtig. Unsere Musik ist eine Schnittmenge aus Punk, Hardcore, Metal, Deutschrock. Wir hören alle unterschiedliche Musik und lassen alles einfließen. Dann entsteht unser Sound.
Wie kam es zur Bandgründung, wie habt ihr zusammengefunden?
Wir habe schon in anderen Bands zusammengespielt und da dort irgendwie die Luft raus war, entschlossen wir uns, einfach eine Band zu gründen, um nochmal eine gute Zeit zu haben. Paar Auftritte, vielleicht 'ne EP. Einfach so locker Musik machen mit Freunden. Dass es dann plötzlich so ernst wird haben wir alle nicht erwartet.
Euch gibt es erst seit 2012, nun habt ihr ein Debütalbum bei einem Indiemajor veröffentlicht und seid, so wie ich das bei Facebook verfolge, ziemlich viel unterwegs. Fühlt ihr euch vom Erfolg (wenn man von Erfolg sprechen kann) ein bisschen überrollt? Oder wart ihr gut vorbereitet? Hättet ihr erwartet, dass es die Sache so schnell ins Rollen kommt?
Wie schon gesagt kam das alles ziemlich unerwartet. Das unsere EP so gut ankommt war wirklich unfassbar. Ich denke wir waren schon ein wenig überrollt,aber das war nicht schlimm. Wir wollen ale sofort Vollgas geben. Was wir auch gemacht haben und bis heute so weitermachen. Die Band is langsam ein Fulltime-Job.
Ich denke mal, dass euer Bandname auf dem Roman bzw. Film „Der Marathon-Mann“ beruht, oder? Wenn ja, warum und wenn nein, wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Der Name hat leider gar nix mit dem Film oder dem Roman zu tun. Ich habe ihn bis heute nicht gesehen. Als wir uns über den Namen Gedanken machten, wollten wir was Starkes, was sich auf Leben bezieht und auf das, was die Band aussagen will. MARATHONMANN bedeutet, dass das Leben ein Marathonlauf ist und alle Menschen sind Marathonläufer. Auch wenn's mal schwierig wird, sollte mann weiterlaufen und seine Ziele verfolgen.
Wenn es um Musik geht, mag ich es entweder schnell und hart oder melancholisch und düster. Ihr fallt also in die zweite Kategorie. Die Melodien sind melancholisch, die Texte alles andere als positiv. Ich habe euch jedenfalls als negative Band empfunden (was in dem Zusammenhang sehr positiv zu werten ist). Seht ihr das eigentlich auch so, empfindet ihr das was ihr macht, als etwas im Kern Negatives? Partymusik geht jedenfalls anders…
Ich sehe das nicht als was Negatives. Es sind Themen, die einen vielleicht zum Nachdenken bringen. Man sollte einfach aus dem Negativen das Positive herausziehen. Viele Leute schrieben uns, dass wir ihnen mit unserer Musik über eine schwere Zeit geholfen haben und sie dadurch wieder Kraft bekommen haben. Also ganz so negativ kann es nicht sein :)
Eure Musik triggert etwas in mir, das ich "urbanes Gefühl" nenne. Das ist etwas Abstraktes, das ich aber sehr deutlich unter bestimmten Umständen spüre. Jedenfalls passt eure Musik perfekt dazu. Schlagworte zu diesem Gefühl sind Großstadt, Leere, Einsamkeit, Oberflächlichkeit, Alkohol, Selbsterkenntnis… könnt ihr das nachvollziehen?
Vollkommen. Gebe ich dir Recht.
Ein "Holzschwert" ist ja eigentlich eine stumpfe Waffe, mit der man nicht viel ausrichten kann. Warum habt ihr euch trotzdem für dieses Bild als Albumtitel entschieden?
Das Holzschwert war damals die Waffe, die man hatte, um gegen seine Ängste zu kämpfen. Um seine Träume, die man hatte, zu verwirklichen. Das Holzschwert is ein Symbol der Jugend. Als alles noch unbeschwert war und man einfach diese Träume hatte. Es ist ein Symbol dafür, das man kämpfen sollte im Leben. Man sollte das tun, was einen glücklich macht.
Empfindet ihr das Erwachsenwerden als etwas Schmerzhaftes oder etwas Negatives, weil etwas Schönes, nämlich die "unbeschwerte Jugend" stirbt?
Nein, nicht als was Negatives. Aber natürlich ist es so, dass man erwachsen wird und die unbeschwerte Jugend auf der Strecke bleibt. Man sollte aber öfters mal zurückschauen und sich an die Zeit erinnern. Man sollte ihr nicht nachtrauern, sondern sich freuen, diese Dinge erlebt zu haben. Sie sind ein ganzes Leben gespeichert. Vielleicht mal 'nen alten Freund anrufen oder mal an Orte fahren, wo man viel Zeit verbracht hat und man sollte es geniessen.
Wer schreibt bei euch die Texte und ist derjenige eigentlich Melancholiker?
Ich schreibe die Texte. Manchmal bin ich Melancholiker, aber nicht die ganze Zeit. Es sind halt einfach Gefühle und Gedanken, die in mir schlummern und manchmal rauskommen. Ich freu mich, wenn ich das mit anderen Menschen teilen kann.
Gibt es andere deutschsprachige Bands, die ihr als einflussreich bezeichnet würdet?
Nein, eigentlich nicht. Natürlich hat man Einflüsse, wenn man Musik hört, aber ich könnte jetzt nix Spezielles nennen.
Ihr seid viel unterwegs. Gab es schon richtige Konzerthighlights, Shows, die unerwartet geil liefen?
Ach, da gibt es schon zu viele. Die CASPER-Show in Bern war Wahnsinn, das Frequency Festival auch. Aber wie gesagt, es gibt immer wieder Highlights.
Und gab es auch Auftritte, die gar nicht funktioniert haben, wo euch das Publikum ignoriert hat oder es ständig Pannen gab?
Ne, noch nicht, da muss ich dich enttäuschen : )
Wie geht es mit dem MARATHONMANN weiter? Plant ihr da schon, schreibt ihr schon neue Songs?
Ja, zweites Album ist schon in der Vorproduktion. Wir werden bald nachlegen. Im Januar gibt’s erstmal eine 12'' mit B-Seiten und Akustiksongs. Ein neues Lied wird auch drauf sein. Also wir geben Vollgas.
Prima! Danke fürs Beantworten meiner Fragen und weiter so!
- Marathonmann - Holzschwert (2013)
- Marathonmann - Kein Rückzug Kein Aufgeben (EP) (2014)